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Der Kiezbürgermeister im Gespräch / von Extern

"Hier haben wir die Möglichkeit Gemeinschaft, Freundschaft und Engagement zu kanalisieren." - Falk-Martin Drescher

Falk-Martin Drescher ist Vorsitzender des Kultviertels, dem hiesigen Quartiersverein, in dem auch das 381 zu Hause ist. Falk, den manch einer auch gern liebevoll „Kiezbürgermeister“ nennt, engagiert sich nicht nur seit Jahren für das Viertel, sondern hat auch den Weg des 381 von Anfang an mit begleitet. Gründe genug für ein Interview!

Falk, zu Beginn müssen wir eine Sache klären: Wie wird man eigentlich Kiezbürgermeister?

Mit viel Begeisterungsfähigkeit und Durchhaltevermögen. Tatsächlich bin ich vor mittlerweile über 13 Jahren an das Kultviertel geraten – seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen. Ich kann mich noch gut erinnern: Ich war auf einer Ausstellung in einem Leerstand und dachte mir ‚was für eine coole Idee, auf irgendeine Art vergessene Räumlichkeiten für Kunst und Kultur zu aktivieren‘. Da wollte ich gern einen Beitrag leisten. So nahm ich Kontakt zum Quartiersverein auf, unterstütze anfangs ein bisschen in puncto Kommunikation, war dann zwischendurch „offizieller“ Quartiersmanager im Rahmen eines Förderprogramms und habe mich danach weiter im Verein engagiert, seit einiger Zeit als Vorstandsvorsitzender.

Wie blickst Du auf diese bisherige Zeit im Kiez zurück?

Was unter dem Strich steht, ist eine – wie ich finde – spannende Entwicklung. Klar, in Teilausschnitten wirken Erfolge manchmal wie ein nur kleiner Schritt oder die Resultate waren nicht gleich sichtbar, dennoch: Die Arbeit hat sich ausgezahlt. Ich kann mich noch gut erinnern, anfangs gab es nicht wenige Stimmen, die sagten: Lass’ gut sein, es bringt doch eh nichts. Ich wollte das nicht akzeptieren. Ich fand schon damals: hier gibt es so viele Potentiale.

Wenn Kooperation und Kommunikation entscheidend sind

 

Was sind denn Erfolge aus Deiner Sicht?

Zunächst ein auf den ersten Blick weniger sichtbarer, aber dafür ganz entscheidender Erfolg: Kooperation und Kommunikation im Quartier. Wir sagen immer, Austausch und Dialog sind das kleinste gemeinsame Vielfache – und so ist es auch. Ladenbetreiber, Gastronomen, Agenturen, Anwohner, Unternehmen aller Art: Die Akteure hier vor Ort tauschen sich aus, unterstützen sich und bringen gemeinsame Ideen voran. Es gibt immer mehr Akteure, die sich im Kultviertel-Verein engagieren, und das mit einer großen Selbstverständlichkeit. Sie sagen: Ich bin hier im Viertel und gemeinsam können wir viel mehr erreichen. Das ist superschön zu sehen – und dabei heutzutage keinesfalls mehr selbstverständlich.

Über welche Entwicklungen im Kiez freust Du Dich noch besonders?

In den vergangenen Jahren sind hier zahlreiche Zwischennutzungen gelaufen, initiiert von unterschiedlichsten Akteuren. Ganz gleich ob Kulturverein, Künstlerkollektiv, Staatstheater, Hochschule für Bildende Künste, Gastronomen…den Leerstand haben wir zu einem Vorteil gemacht und aktiv mit ihm gearbeitet. Die Stimmung und die Projekte im Quartier bedingten wiederum, dass neue Ladenkonzepte, Gastroformate und ganz andere stationäre Konzepte einen Platz im Kultviertel gefunden haben. Und auch große Akteure haben sich ganz bewusst für den Kiez entschieden: Die Öffentliche hat hier BLUEworking eröffnet, Görge hat hier einen City-Store aufgemacht, Al Natura hat seine Türen geöffnet. Und jetzt gibt es auch noch das 381.

„Das 381 ist ein großer Gewinn für das Viertel“

Was sagst Du zum 381?

Das 381 ist ein großer Gewinn für das Viertel, letztlich auch für die gesamte Innenstadt. Ich finde den Gedanken großartig quasi die Idee eines Dorfgemeinschaftshauses auf den städtischen Raum zu übertragen. Einen Gemeinschaftsort für Konzerte, Parties, Workshops, für die gemeinsame Zeit mit Kollegen und Freunden, für gastronomischen Genuss. Eben eine Plattform. Davon kann es gar nicht genug geben – es ist schön, dass sich die Öffentliche entschieden hat ihn genau hier entstehen zu lassen.

Was glaubst Du, welche Rolle kann dieser Ort einnehmen?

Hier haben wir die Möglichkeit Gemeinschaft, Freundschaft und Engagement zu kanalisieren. Es ist nämlich totaler Quatsch, dass man der jungen Generation manchmal vorwirft, dass sie sich nur in den digitalen Welten verliere und sich nicht engagieren würde. Das Gegenteil ist der Fall: Junge Menschen suchen nach Plattformen für ihre Ideen und Projekte. Wo sie sich ausprobieren, dazulernen und connecten können. Et voilà, hier ist das 381. Zwischen all den uns beschäftigenden Megatrends und globalen Herausforderungen sowie virtuellen Welten schafft er einen ganz analogen Raum für uns. Und genau diese Mission passt perfekt zum Kultviertel, denn hier stehen für für Persönlichkeit und Austausch.

Wo möchte das Kultviertel denn in Zukunft hin?

Da gibt es Wünsche und Pläne in unterschiedlichen Dimensionen. Mit Blick auf das Umfeld des 381 freuen wir uns etwa auf eine Aufwertung des Wendehammers in der Wallstraße und vor allem auf die geplanten Sitzstufen an der Okerinsel. Ansonsten wollen wir als Quartiersverein weiter – soweit es das ehrenamtliche Engagement hergibt – neue analoge sowie digitale Formate initiieren und dabei das Quartiersleben stärken. Auch sehen wir uns als Sparringspartner der Akteure hier, wir versuchen da zu supporten, wo wir als Verein helfen können. Mit Blick auf Formate wollen wir natürlich auch das ein oder andere Kooperationsprojekt mit dem 381 realisieren. Wir sind sehr glücklich, dass das Team vom 381 so große Lust auf gemeinsame Ideen hat.

 

Weitere Informationen über das Kultviertel sind auf www.kultviertel.de sowie bei Instagram, Facebook und LinkedIn zu finden.

 

Falk Martin Drescher

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